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Lancia 037 – Der letzte Hecktriebler, der in der Rallye-Welt für Furore sorgte

Die Geburt des Lancia 037

Als die Gruppe B zur Saison 1982 eingeführt wurde, eröffnete sie völlig neue Möglichkeiten: Die Reglementvorgaben verlangten lediglich 200 Homologationsfahrzeuge, während die technische Freiheit enorm war. Während viele Hersteller diese Freiheiten für komplexe Allradsysteme und Turbotechnik nutzten, wählte Lancia einen anderen Weg – konsequent, leicht und fokussiert auf Fahrpräzision.

Der Lancia 037 war das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit dreier italienischer Größen:

  • Abarth (für Motor, Technik und Rallye-Entwicklung)

  • Pininfarina (Design und Karosserie)

  • Dallara (Fahrwerk und aerodynamische Entwicklung)

Das Auto wurde nicht auf einem Serienmodell aufgebaut, sondern als reiner Rallye-Prototyp konzipiert. Der technische Ausgangspunkt war der Lancia Montecarlo (Beta Montecarlo), aber die Veränderungen waren so tiefgreifend, dass fast kein Teil unangetastet blieb.

Lancia 037 bei der Gruppe B Rallye. Im Hintergrund sieht man Menschen und aufgewirbelten Staub.

Technische Daten – Weniger ist manchmal mehr!

Trotz der Konkurrenz, die bereits mit Allradantrieb aufwartete (wie etwa der Audi S1), setzte Lancia bewusst auf eine leichte und präzise Konstruktion.

  • Motor: 2,0-Liter-Reihenvierzylinder mit Kompressor (Volumex)

  • Leistung: ca. 280–325 PS (je nach Ausbaustufe)

  • Antrieb: Hinterradantrieb

  • Gewicht: ca. 960 kg

  • Aufbau: Spaceframe-Chassis mit Kunststoffkarosserie (Kevlar und GFK)

  • Beschleunigung: 0–100 km/h in etwa 5 Sekunden

  • Höchstgeschwindigkeit: ca. 220 km/h


 Wie funktioniert der Volumex-Kompressor?

  • zwei gegenläufige, ineinander greifende Rotoren saugen Luft an

  • diese Luft wird komprimiert, bevor sie in die Brennräume geleitet wird

  • da der Kompressor mechanisch angetrieben ist, liefert er bereits bei niedrigen Drehzahlen Ladedruck – ein großer Vorteil gegenüber Turboladern jener Zeit, die unter Turboloch litten

  • mehr Energieverbrauch: Da er mechanisch angetrieben wird, „frisst“ er Motorleistung

  • weniger effizient bei hohen Drehzahlen


Die Kombination aus geringem Gewicht, exzellenter Balance und aggressivem Ansprechverhalten machte den Lancia 037 zu einem Kurvenräuber erster Klasse – ideal für verwinkelte Rallyeprüfungen.

Lancia 037 bei der Gruppe B Rallye. Im Hintergrund sieht man Menschen und aufgewirbelten Staub.

Erfolge: der letzte große Sieg der Hecktriebler

Der größte Moment des Lancia 037 war zweifellos die Rallye-Weltmeisterschaft 1983. Trotz überlegener Allradtechnik bei der Konkurrenz – insbesondere Audi – schaffte es das Lancia-Werksteam, mit dem 037 den Hersteller-Titel zu gewinnen.

Ein taktisches Meisterwerk: Lancia setzte gezielt auf Rallyes mit festen Untergründen (z. B. Asphalt), bei denen der 037 seine Traktionsnachteile ausgleichen konnte. Durch Zuverlässigkeit, Teamdisziplin und fahrerisches Können konnte Audi besiegt werden – ein historischer Moment.


Die wichtigsten Werksfahrer, die die Meisterschaft 1983 für Lancia gewannen:


1. Walter Röhrl (Deutschland)

  • kam von Opel und war der Star-Neuzugang

  • gewann die Rallye Monte Carlo 1983 im 037 gegen die übermächtigen Audis – ein legendärer Sieg

2. Markku Alén (Finnland)

  • Stammfahrer bei Lancia seit Jahren

  • fuhr die meisten Läufe der Saison

  • gewann z. B. die Rallye Portugal und lieferte konstant gute Platzierungen

  • war zentraler Punkt für die Herstellerwertung

3. Attilio Bettega (Italien)

  • talentierter Nachwuchsfahrer aus Italien.

  • fuhr einige Einsätze 1983 und holte wertvolle Punkte für Lancia.

Weitere Fahrer mit punktenden Einsätzen:

  • Miki Biasion (Italien): Fuhr einzelne Rallyes für das Werksteam, war aber noch am Anfang seiner Karriere

  • Adartico Vudafieri (Italien): Ebenfalls sporadisch im Einsatz

Lancia 037 bei der Gruppe B Rallye. Im Hintergrund sieht man Menschen und aufgewirbelten Staub.

Misserfolge und das Ende des Lancia 037

Trotz aller Erfolge war der technische Fortschritt nicht aufzuhalten. Der Allradantrieb setzte sich endgültig durch. Schon 1984 war klar, dass der Lancia 037 keine Zukunft gegen die neuen Generationen von Rallyeboliden wie den Audi Sport Quattro oder später den Peugeot 205 T16 hatte.

Das größte Manko war klar: fehlender Allradantrieb. Auf losem Untergrund (wie Schnee, Schlamm oder Schotter) war der 037 seinen Konkurrenten unterlegen. Zudem war die Leistung gegenüber den Turbo-Allrad-Monstern begrenzt.

Ab 1985 wurde der 037 im Werksteam durch den Lancia Delta S4 ersetzt – ein Gruppe-B-Monster mit Allrad und Turbolader-Kompressor-Doppelaufladung. Damit endete die Ära des 037 auf der großen Bühne...

Lancia 037 bei der Gruppe B Rallye. Im Hintergrund sieht man Menschen und aufgewirbelten Staub.

Persönliche Eindrücke:

Für viele Fahrer war der Lancia 037 mehr als nur ein Rallyewagen – er war ein fahrendes Präzisionsinstrument. Kein Allrad, keine elektronische Helfer – nur Fahrer, Maschine und die Straße. Walter Röhrl, einer der größten Piloten seiner Zeit, beschrieb den 037 mit Ehrfurcht und Respekt:

„Der 037 war das präziseste Auto, das ich je gefahren bin. Aber du durftest dir keinen Fehler erlauben – er hat dich sofort bestraft.“Walter Röhrl

Besonders auf Asphalt entwickelte der Lancia 037 eine fast tänzerische Eleganz. Seine direkte Lenkung, das geringe Gewicht und die kompromisslose Fahrwerksabstimmung machten ihn zur Waffe – vorausgesetzt, man wusste sie zu führen.

„Es war, als würdest du mit einem Skalpell schneiden, während die anderen mit einem Hammer schlagen.“Röhrl über den Vergleich zwischen dem 037 und dem Audi Quattro

Doch das Fahrverhalten verlangte höchste Konzentration. Der Kompressor sorgte für sofortige Leistung, aber der Heckantrieb verzieh keine Unachtsamkeit. Gerade auf Schotter oder bei wechselnden Bedingungen musste man am Limit balancieren.

Auch Markku Alén, Lancias finnischer Top-Pilot, fand klare Worte:

„Der 037 war ein echtes Fahrerauto. Wenn du ihn verstanden hast, war er unglaublich schnell. Aber du musstest mit ihm tanzen, nicht kämpfen.“

Für viele Fans ist der Lancia 037 bis heute das Sinnbild einer verlorenen Ära: roh, ehrlich, und gnadenlos – ein Auto, das mehr Fahrkönnen verlangte als jedes elektronische Assistenzsystem je ersetzen könnte.

„Der 037 war nicht nur ein Auto. Er war Charakter, Charme – und Risiko.“Walter Röhrl

Ein letzter Gruß an eine Legende

Der Lancia 037 war mehr als nur ein Rennwagen – er war ein Ausdruck von Ingenieurskunst, Mut und fahrerischem Können. In einer Ära, in der Technik zunehmend die Oberhand gewann, stand der 037 als letzter seiner Art: ein reinrassiger Hecktriebler, der allein durch Präzision und Charakter gegen die Übermacht der Allradtechnik kämpfte – und gewann.

Sein Erbe lebt nicht nur in den Geschichtsbüchern weiter, sondern auch in den Erinnerungen jener, die ihn fahren oder erleben durften. Für viele ist der 037 das Symbol einer verlorenen Rallye-Zeit – roh, ehrlich, gefährlich. Und genau das macht ihn bis heute so faszinierend.


Eine Hommage in Form von Kunst

Lancia 037 bei der Gruppe B Rallye. Im Hintergrund sieht man Menschen und aufgewirbelten Staub. Das Foto zeigt ein Poster als Wanddeko.

Lancia 037 bei der Gruppe B Rallye. Im Hintergrund sieht man Menschen und aufgewirbelten Staub. Das Foto zeigt ein Poster als Wanddeko.
Lancia 037 bei der Gruppe B Rallye. Im Hintergrund sieht man Menschen und aufgewirbelten Staub. Das Foto zeigt ein Poster als Wanddeko.

Um diese goldene Ära des Rallyesports zu ehren, habe ich eine Reihe exklusiver Poster zum Lancia 037 entworfen – inspiriert von historischen Lackierungen, klassischen Streckenmomenten und dem unverwechselbaren Design dieses italienischen Meisterwerks. Jedes Motiv ist mit Liebe zum Detail gestaltet – für Sammler, Petrolheads oder alle, die sich die Magie der Gruppe B in die eigenen vier Wände holen möchten.


Die Poster sind ab sofort erhältlich! Einfach auf den Link klicken!



Danke fürs Lesen und Teilen dieser Leidenschaft.

Möge der Staub der Rallyepisten niemals ganz verfliegen – und der Klang des Kompressors in unseren Erinnerungen weiterleben.


Bis zum nächsten Mal!





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